Fernmuendliches


Olympia: fortschreitende Ermüdung und Reiten by anne

Olympia ist erst seit wenigen Tagen, aber ich habe schon vergessen, seit wievielen. Sowieso vergesse ich vieles, aber Olympia macht es einem auch nicht unbedingt einfach. Heute zum Beispiel dauerte die Übertragung bis 19:00 Uhr, da wird die ohnehin nur knappe Lebenszeit nur noch mehr verkürzt. Der positive Nebeneffekt ist aber natürlich, dass die noch viel knappere Olympiazeit sich verlängert, also wer bin ich, mich zu beschweren … Ich leide zwar mittlerweile Nacht für Nacht unter Anfällen von Realitätsverlust, bei denen ich kaum mehr weiß, wer ich bin, wo ich bin und was ich überhaupt mache, aber damit kann ich ganz gut leben. Oft denke ich auch, ich hätte eine wichtige Mission, die ich erfüllen muss und springe ganz aufgeschreckt aus dem Bett oder ich meine, ich könnte die Geschehnisse im Fernseher beeinflussen, weil sie in Wahrheit ein Konsolenspiel sind und greife nach dem Controller …

Gestern jedenfalls war ein recht trauriger Tag, da meine große Olympiahoffnung Wilhelm Gratschow schon in der ersten Runde der Boxwettbewerbe im Federgewicht ausschied. Wilhelm Gratschow, das muss man dazu wissen, startet nämlich für den durchaus erfolgreichen Boxverein BCV Gifhorn. Soweit ich weiß, war er unsere einzige Hoffnung in Peking, aber na gut … Vielleicht wäre das auch etwas zu viel des Guten gewesen.

Aufheitern konnte mich zum Glück Nicolas Kiefer, der über seinen nächsten Gegner sprach – einen Südafrikaner auf Platz einhundertirgendwas der Weltrangliste: „Alle werden sagen, ich muss ihn besiegen, ich muss ihn schlagen. Das sehe ich nicht so.“ Inwiefern das jetzt der olympische Geist ist, weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, dass Herr Kiefer den Südafrikaner dann doch geschlagen hat, doch besiegt hat, auch wenn er nicht musste …

Heute dann vier Mal Gold für uns (ich erinnere mich doch an den Tag: vier Mal Gold für uns am vierten Tag und damit Platz vier im Medaillenspiegel!). Ich bin jetzt ein großer Fan des Vielseitigkeitsreitens. Und nach dem Desaster in Athen (man lese als nicht-Olympia-Dauergucker bitte hier die Anmerkungen zur Mannschaftsentscheidung der Vielseitigkeitsreiter) ist es nur ausgleichende Gerechtigkeit, dass wir jetzt endlich dieses Gold haben und dass die Franzosen Letzte geworden sind. Und das dazu genau 20 Jahre nachdem der große Dr. Reiner Klimke, Vater der heutigen Gewinnerin Ingrid Klimke, auf dem legendären, äpfelnden Ahlerich seine letzte olympische Medaille gewann.

Vor allem bin ich aber Fan von Hinrich Romeike und Marius. Ein schleswig-holsteinischer Zahnarzt als Doppelolympiasieger: was kann es Sympathischeres geben? Genau sowas will ich sehen!

Sonst: Die Micheal-Phelps-Medaillenjagd geht weiter. Bislang: 3/8.

Also: Mal gucken … Immer gucken und mehr gucken und am besten alles gucken!