Fernmuendliches


Freunde oder nicht? by x
18 August, 2008, 6:43 pm
Filed under: Das ist immer so!, Missstände, Rätsel | Schlagwörter:

Liebe Deutsche Bahn,

warum hasst Du mich und liebst Anne?

Ich hatte eine angenehme Hinfahrt in einem renovierten ICE, gar nicht dreckig. Das möchte ich ja auch gerne lobend anerkennen. Ich habe es wirklich als Versöhnungsangebot empfunden.

Aber warum machtest Du die Rückfahrt aus Hamburg zu einer Odyssee?

Dass kein ICE am Gleis 14a/b stand – geschenkt. Ich war erst zur Abfahrtszeit da, weil ich, um zur U-Bahn Richtung Bahnhof zu kommen, querfeldein über einen Rummel laufen musste. Dafür kannst Du nichts. Ich musste mir ein neues Ticket kaufen, weil Dein Super-Sparpreis zuggebunden ist. Das habe ich in Kauf genommen. Aber wo war der EuroNight, für den ich doch in aller Eile ein Ticket erstanden hatte? Warum waren Deine Anzeigetafeln so verwirrend und unverständlich? Es kann nicht nur an meinem geringen Verstand gelegen haben. Mit mir warteten zahlreiche andere Reisewillige am Bahnsteig. Zwar mag ich Rätsel, aber nicht, wenn ich seit sieben Uhr durch die Gegend laufe. Ich möchte Dich nicht beleidigen, liebe Deutsche Bahn, aber dein Personal, das sicher grandios rangieren kann, war etwas zynisch und gab nur missmutig Auskunft.

In Harburg sollte der EuroNight auf uns warten. Der, und andere Fernzüge, die warum auch immer nicht ab Hamburg Hauptbahnhof fahren konnten. Du musst zugeben, liebe Deutsche Bahn, in der S 3 nach Harburg war es etwas eng. So eng, dass rangiergeprüftes Bahnpersonal die Leute, davon abhalten musste, in den überfüllten Zug zu steigen.

Wo genau war mein Zug in Harburg? Ich konnte ihn nicht sehen. Es kann natürlich an mir gelegen haben, aber vielleicht auch ein wenig an den vielen Menschen, der Dunkelheit und der – Entschuldigung – mangelnden Auskunft. Natürlich war die Fahrt im Metronom umso intensiver; im ICE oder IC kriegt man ja kaum was von der Fahrt mit. Und den malerischen Hundertwasser-Bahnhof in Uelzen hätte ich sonst auch nicht 25 Minuten betrachten können. Der nächste Metronom nach Hannover stand ja dann auch bald bereit. Gut, damit hast Du, liebe Deutsche Bahn, nichts zu tun, der Metronom gehört ja nicht zu Dir.

Ich weiß ja selber, dass in Hannover andauernd Junggesellenabschiede sind. Deshalb gehe ich da ja abends gar nicht mehr aus dem Bahnhof, wenn ich auf meine RE warte. Aber, liebe Deutsche Bahn, ich möchte Dir noch von der Krönung des Abends erzählen: Vierzig Minuten lang leistete mir ein Man im Bienenkostüm (kein Mexikaner) heitere Gesellschaft in Deinem RE.

Liebe Deutsche Bahn, habe ich Dich mal gereizt? Bist Du irgendwie sauer auf mich?

Was kann ich tun, damit wir uns wieder besser verstehen? Wie damals, auf den Fahrten nach Augsburg?

Eine Frage habe ich noch, liebe Deutsche Bahn: Fuhr denn überhaupt Dein ICE ab Hamburg Hauptbahnhof oder auch schon nicht? Denn dann hätte ich ihn ja gar nicht verpasst und in der Folge keine neues Ticket kaufen müssen.



Liebe Deutsche Bahn … by anne
18 August, 2008, 9:54 am
Filed under: Reisen | Schlagwörter:

Liebe Deutsche Bahn,

Du weißt, wie gern ich Dich habe. Jeder weiß das. Mit Dir zu reisen ist viel schöner, als mit dem Auto zu fahren oder gar zu fliegen und Du bringst allen Deinen Auszubildenden das Rangieren bei. Aber was Du gestern für mich getan hast, war selbst für Dich eine Großtat.

Liebe Deutsche Bahn,

gestern ging es mir nicht wirklich gut und ich musste irgendwie von Emden nach Berlin kommen. Da es mir nicht gut ging, beschloss ich, mit Dir zu reisen und nicht mit dem Auto. Es ging mir wirklich nicht gut. Und dann hast Du in Bremen beschlossen, meinen ICE ausfallen zu lassen. Weil Du es aber verdienst, dass ich Dich gern habe und weil Du Dich um mich sorgtest, hast Du das getan, was Du in diesem Fall immer tust: Du hast pünktlich einen Ersatz-IC aufs Gleis gestellt und weil es nur ein IC war, nur Wagen der ersten Klasse angehängt.

Liebe Deutsche Bahn,

ich weiß, dass das alles für Dich nichts besonderes ist, aber mir hast Du gestern damit das Leben gerettet. Nirgends hätte ich mich besser erholen können, besser schlafen, besser neue Energien schöpfen, als in einem riesigen (Schlaf-)Sessel in einem Deiner Züge. Die Fahrt wiegte mich in den Schlaf und so lag ich zusammengerollt und glücklich in meinem Sitz. Wenn ich groß bin, dann möchte ich eine BahnCard 100 für die erste Klasse haben.

Liebe Deutsche Bahn,

als ich in Berlin aufwachte, ging es mir so viel besser – und das alles nur wegen Dir. Mir ging es sogar so gut, dass ich die letzte Nacht endlich wieder zu einer Olympia-Nacht machen konnte und ein kleines Lächeln meine Lippen umspielte, als meine Mitbewohnerin, die mit dem Auto aus Emden nach Berlin fuhr, erst gegen zwei Uhr nachts die Wohnung betrat.

Liebe Deutsche Bahn,

Du hättest mir gestern kein schöneres Geschenk machen können. Danke!

Deine Anne



Finale by anne
30 Juni, 2008, 12:13 am
Filed under: Befindlichkeiten, speile, speile, speile! | Schlagwörter: , , , , , ,

Jetzt ist die EM vorbei. Komisch. Wir haben verloren, das ist auch komisch. Und das, obwohl alles nach der Vorrunde sowieso komisch war.

Das Viertelfinale sah ich im Zug. Das heißt, dass ich es überhaupt nicht sah. Weil die Bahn immer noch keine Fernseher im BordRestaurant ihrer ICEs installiert hat und es dort auch kein WLAN gibt, aber das ist ein alter Hut. So jedenfalls musste ich (mussten wir) das Spiel Portugal-Deutschland (wahrscheinlich unser bestes Spiel: „Darüber werden noch unsere Enkel reden und wir haben es nicht gesehen!“) im Zug HÖREN. Über das Handy im Radio. Und zwischen Stendal und Wolfsburg gibt es keinen Radioempfang. Man stelle sich das jetzt bitte noch einmal vor, auch wenn es eigentlich schon viel zu spät ist, um sich irgendetwas mit Fussball vorzustellen bis 2010 …. (Man fühlte sich wie 1954!)

2008 wie 1854. Nur anders.

Das Halbfinale sah ich dann wie hier treffend im Kommentar beschrieben.

Dann also das Finale. das ist jetzt auch vorbei, mit bekanntem Ergebnis. Inzwischen sind auch alle Menschen weg, und nachdem ich nochmal kurz Paulchen den Schwanz auswringen (ein großartiges Wort) war (er trocknet nämlich so:

So trocknet Paulchen

und deshalb muss man ihm ständig den Schwanz (aber komischerweise nicht die Arme) auswringen, weil sich dort alle Flüssigkeit sammelt: )

So muss man Paulchen auswringen

… nachdem also alle Menschen weg waren und ich mich um Paulchen gekümmert habe, in der Hoffnung, er möge doch irgendwann noch einmal trocknen, könnte ich jetzt auch noch ein paar Worte zum Finale verlieren. Natürlich habe ich jetzt schon wieder keine Lust dazu. Vielleicht belasse ich es bei folgendem:

A: 2010 …

B: Wollen wirs hoffen. Allerdings müssten wir dann auch mal aufs Tor schießen.

A: Wir haben ja noch zwei Jahre Zeit, das zu lernen …

B: Nutzen wir sie!

A: Ich bin guter Hoffnung. Trotz der schweren Stunde …

Schwere Stunde

Zu meinen Mitmenschen äußere ich mich jetzt doch nicht (wie ursprünglich geplant – trotz oder gerade wegen der schweren Stunde). Ist ja auch egal. Nur noch eins: „Fragen, die ich in nächster Zeit nicht mehr so oft gestellt bekommen, aber auch nicht mehr beantworten möchte I“ (erst recht nicht nach einem verlorenen EM-Finale):

„Aber was hätte sich denn geändert?“

Geändert, my ass!

Rotkehlchen.




Ankündigung II (Hinhalten): Doch nicht Roitzsch by anne
15 Juni, 2008, 6:49 pm
Filed under: Erklärungen, Reisen | Schlagwörter: , , , , , ,

Ich war nicht in Roitzsch dieses Wochenende.

Trotzdem reiste ich. Mit der Bahn. In Begleitung. Nach Szczecin. Und in ungefähr hundert Dörfer auf -ow.

Ein Reisebericht folgt, würde aber im Moment nicht richitg lustig ausfallen. Daher warte ich lieber noch ein paar Tage. Wenn ich wieder besser scherzen kann, dann …

Antonio Banderas.



Ankündigung: Roitzsch und mehr by anne
7 Juni, 2008, 11:08 pm
Filed under: Entscheidungen, Reisen | Schlagwörter: , , , , , ,

Nach meiner Reise nach West-Westdeutschland habe ich Gefallen an zwei Dingen gefunden: Bahnfahren in Begleitung durch fremde Gebiete und Reiseberichte.

Nun wusste ich lange Zeit aber nicht, wohin ich reisen soll und vor allem auch: was ich da soll, wo ich dann hinreise. Für die Reise nach West-Westdeutschland gab es ja zumindest noch einen Grund. Heute aber habe ich mir überlegt, dass man auch ruhig reisen kann, ohne irgendwo hin zu wollen. Und auch ohne irgendwo anzukommen. Meist ist es ja da, wo man dann ist, auch gar nicht so schön (siehe West-Westdeutschland) und man will eh wieder nach Hause. Also habe ich jetzt beschlossen zu reisen, ohne irgendwo anzukommen. Und zwar mit der Bahn.

Wenn man mit der Bahn reist, dann kann man die ganze Zeit aus dem Fenster gucken und Fotos machen und muss sich um gar nichts kümmern. Wenn man aufmerksam ist, dann ist es im Grunde so, als ob man all die Städte, durch die man mit der Bahn reist, wirklich be-reist hätte. Vor allem, wenn man mit einer langsamen Bahn fährt. Einem RegionalExpress oder einer RegionalBahn (den Unterschied zwischen beiden habe ich noch nicht so ganz verstanden, nur, dass die RegionalBahn wohl NOCH häufiger hält).

Hoffentlich also schon nächstes Wochenende werde ich mich also einen Tag in eine langsame Bahn setzen und reisen. Mein erklärtes erstes Ziel ist der Osten (den Westen habe ich über). Hier will ich unbedingt nach (oder durch) Roitzsch. Warum weiß ich nicht genau, es spielt aber auch keine Rolle. Ich reise schließlich ohne Ziel. Dafür aber mit Begleitung.

Charlotte war heute schon in Roitzsch, deshalb kann unsere Fahrt schon jetzt nicht nur mit Text, sondern auch mit Bild sozusagen „angeteasert“ werden.

Roitzsch

EM ist jetzt ja auch. Auch in Roitzsch, wie man sieht. Sonst sieht man nicht viel. Nächste Woche dann (hoffentlich) mehr.

Der 13. Krieger.



West-Westdeutschland Teil 4: Zurück nach Berlin by anne
26 Mai, 2008, 10:29 pm
Filed under: Heimat, Reisen | Schlagwörter: , , , , ,

Sonntag sind wir dann wieder nach Hause gefahren. Ich kann nicht sagen, dass mir der Abschied vom Selfkant und von West-Westdeutschland wirklich schwer gefallen ist. Dann doch lieber noch Bayern. Da habe ich auch Verwandtschaft, vielleicht mag ich es deshalb etwas lieber, aber ich glaube, das wäre auch sonst so. In Bayern ist zwar auch alles etwas komisch, aber wenigstens nicht so proletarisch-laut-polternd wie im Westen.

Bevor wir uns auf den Weg gemacht haben, waren wir noch in Millen. Über die Grabsteine dort hat Falk schon berichtet. Jetzt kann ich hier noch was über die Kirche schreiben, die wir nicht besichtigen konnten, was ich ein absolutes Unding fand, denn erstens war an diesem Sonntag gar kein Gottesdienst, den man hätte stören können …

Kein Gottesdienst in Millen

… und zweitens kam just in dem Moment, als wir vor der Kirche vorfuhren eine Touristengruppe, komplett mit bunten um den Bauch geschnürten Jacken und komischen Rucksäcken aus dieser Kirche heraus! Wir aber mussten draußen bleiben.

Die Kirche von außen zeichnete sich nun dadurch aus, das sie vollständig mit Einritzungen übersäht war. Das scheint so eine Art Volkssport in Millen zu sein.

Verritzte Kirche in Millen

Man scheint das auch heute noch zu betreiben und schon vor hundert Jahren betrieben zu haben. Wozu genau es dient, ist mir nicht klar. Ich meine, eine Kirche ist kein Baum … Von Bäumen kenne ich das … Na ja, hier noch zwei Beweisfotos:

Einritzung heute

Einritzung damals

Dann sind wir nach Geilenkirchen gefahren, zum Bahnhof. Das war dann das Ende unseres Aufenthalts in West-Westdeutschland. Vom Geilenkirchener Bahnhof, dessen McDonalds verdächtig aussieht wie Noras Grill in Süsterseel …

McDonalds Geilenkirchen

… mit dem Wupper-Express über Mönchengladbach Hauptbahnhof …

Mönchengladbach Hauptbahnhof

… nach Düsseldorf und von dort mit dem ICE zurück nach Berlin. Ohne Bier und Suppenspatz im BordRestaurant, einfach nur in den Sitzen liegend und sich freuend, dass man nun den Westen Deutschlands wieder verlässt.

Ich mag ihn nicht.

Den Westen.

Insofern … Möge unser Gastgeber das nächste Mal doch bitte wieder nach Berlin kommen.

Ich bin jedenfalls wieder hier. Zum Glück. Endstation Ostbahnhof.

Berlin Ostbahnhof



West-Westdeutschland Tag 1: Die Fahrt by anne

Das letzte Wochenende habe ich am anderen Ende der Republik verbracht. Man unterschätzt die Breite Deutschlands ja immer. Wenn man auf eine Karte guckt, dann denkt man immer, Deutschland sei lang, aber ich glaube, dass das eine optische Täuschung sein muss. Deutschland ist breit. Sehr breit. Und ich fuhr nun aus dem Osten (wobei noch nichtmal aus Ost-Ostdeutschland, sondern nur aus Berlin) in den Selfkant, die westlicheste Gemeinde Deutschlands, also den absoluten West-Westen (siehe Wikipedia „Liste der Ortsnamen, die mit Artikel gebraucht werden„: DIE Bronx, DER Selfkant …: Die Parallele hat was.).

Ich fuhr nicht alleine, sondern in Begleitung. Eine andere Perspektive auf den Selfkant und das ganze drum herum, findet sich dementsprechend bei meinem Begleiter, also hier. Den ersten Tag unserer Reise kann man getrost mit den Worten „der Weg ist das Ziel“ umschreiben, schließlich trafen wir erst nach Mitternacht in Geilenkirchen ein, wahrscheinlich der nächstliegende Bahnhof für unser endgültiges Ziel Süsterseel.

Dazwischen lag eine lange Bahnfahrt. Schon im Vorfeld haben wir uns viele Gedanken darüber gemacht, wie wir die Zeit verbringen könnten. Am Ende kam es mir gar nicht so lange vor, aber das lag wohl an vielen verschiedenen Faktoren. Wir reisten im BordRestaurant des ICE 542 von Berlin nach Köln/Bonn (mit Zugteilung in Hamm). das BordRestaurant ist in meinen Augen der einzig adäquate Platz für eine solche Reise mit der Bahn. Man sitzt besser, man sieht mehr und man kann essen und trinken, so viel man will oder bis einem eben das Geld ausgeht. Nur rauchen darf man natürlich nicht. Das ist ja immer so.

Also saßen wir im BordRestaurant und tranken Bier. Aus erstaunlich geschmackvollen Gläsern im Übrigen, auf denen natürlich das Bahn-Logo zu sehen ist:

Bahn-Bierglas in der Bahn

Und dazu gab es Essen von Eduard Hitzberger aus der Schweiz, der zwei Sterne und drei Hauben hat. Natürlich aßen wir das Menü, aber nur, weil es zum Menü einen Suppenspatz gab. Sonst hätte bei mir das Kanninchen dran glauben müssen, aber wer lässt sich allen ernstes ein Essen entgehen, das Suppenspatz heißt?

Zwei Sterne und drei Hauben

Der Suppenspatz auf der Karte

Der Suppenspatz in echt

Soviel zu unserer Ausgangsituation, da waren wir also: Donnerstag abend biertrinkend und suppenspatzessend durch Deutschland fahrend, von Ost nach West ohne genau zu wissen, was uns überhaupt erwarten würde, im Westen. Die Fahrt führte zunächst zu mir nach Hause. Vorbei an Wolfsburg …

Wolfsburg

… zu dem immer alle „Wolzburg“ sagen, auch die Zugdurchsager und wo ich, will ich nach Hause fahren immer in die Regionalbahn umsteige; vorbei an Gifhorn, wo selbstverständlich kein ICE hält (wenn man es genau nimmt, dann hat der ICE auf der Hinfahrt auch nicht in Wolfsburg gehalten, aber immerhin halten dort manchmal ICEs) und man deshalb das kleine Bahnhofsgebäude auch nicht fotografieren kann, weil man eh immer zu spät auf den Auslöser drückt und Gifhorn aus dem ICE sowieso immer nur so aussieht:

Gifhorn

… bis nach Hannover …

Hannover

… Bahnhöfe gucken. Keine schönen, wie man sehen kann, aber welcher Bahnhof ist schon schön? Und außerdem wirken diese Bahnhöfe seltsam vertraut auf mich und die Menschen, die auf diesen Bahnhöfen herumlaufen, sind Menschen, die man kennt und irgendwie auch ein wenig mag, auch wenn man nichts mit ihnen zu tun haben will. Nach Hannover wurde das dann allerdings schnell anders. Bis Bielefeld geht es noch, meinetwegen. Ich habe Verwandtschaft in Bielefeld, deshalb ist mir die Stadt nicht ganz so fremd und sie ist ja auch noch nicht in West-Westdeutschland. Nur eben nicht mehr in Niedersachsen. Oder meinetwegen auch Sachsen-Anhalt. Oder was weiß ich denn. Stattdessen: Nordrhein-Westfalen. Mmh.

Übrigens haben wir gespielt, als wir biertrinkend im Zug saßen. Nicht lange, nur ein Spiel und um das hatte es schon im Vorfeld eine lange Debatte gegeben. Natürlich über Skype:

[21.05.2008 22:47:25] Anne: wir können auch stadt land fluss spielen
[21.05.2008 22:47:45] Falk: nein
[21.05.2008 22:47:50] Anne: warum nicht
[21.05.2008 22:47:50] Falk: ich hasse das spiel
[21.05.2008 22:47:55] Anne: warum?
[21.05.2008 22:48:09] Falk: weil du gewinnen wirst und mein vorschlag viel sexier ist!
[21.05.2008 22:48:14] Anne: ich fände DAS sehr witzing
[21.05.2008 22:48:21] Anne: und man kann es auch veröffentlichen
[21.05.2008 22:48:23] Falk: nein, scheiß
[21.05.2008 22:48:32] Falk: ich werde verlieren
[21.05.2008 22:48:36] Anne: na und?
[21.05.2008 22:48:43] Falk: jajajajajajajajajajajaja
[21.05.2008 22:48:45] Anne: beim fußball hast du auch jahrelang verloren
[21.05.2008 22:48:45] Falk: ja
[21.05.2008 22:48:53] Falk: das ist was anderes
[21.05.2008 22:48:57] Falk: das macht mir spaß
[21.05.2008 22:49:00] Anne: außerdem könntest du dich anstrengen
[21.05.2008 22:49:07] Falk: wieso?
[21.05.2008 22:49:12] Anne: um zu gewinnen
[21.05.2008 22:49:21] Falk: um mit anstrengung zu verlieren
[21.05.2008 22:49:31] Anne: das sagt doch gar keiner
[21.05.2008 22:49:44] Falk: doch, ich sage das, seit geraumer zeit
[21.05.2008 22:49:57] Anne: aber du hast keine grundlage!
[21.05.2008 22:50:12] Falk: wie, keine grundlage: zählt erfahrung etwa nicht
[21.05.2008 22:50:13] Falk: ?
[21.05.2008 22:50:27] Anne: haben wir schon jemals stadt land fluss gespielt?
[21.05.2008 22:50:43] Falk: nein, aber ich habe schonmal stadt land fluß gespeilt
[21.05.2008 22:50:52] Falk: und immer verloren
[21.05.2008 22:50:56] Falk: egal, gegen wen
[21.05.2008 22:50:56] Anne: aber vielleicht bin ich noch schlechter
[21.05.2008 22:51:09] Falk: davon ist nun mal absolut nicht auszugehen
[21.05.2008 22:51:12] Anne: das kannst du nicht wissen, also: keine grundlage

Ich habe mich durchgesetzt, wie diese Fotos belegen:

Stadt-Land-Fluss Anne

Stadt-Land-Fluss Falk

Und Falk hat auch Recht damit behalten, dass er verlieren würde (175:300), dabei war ich sogar sehr großzügig. Man werfe nur einen Blick auf das folgende Bild und sage mir, ob es berechtigt ist, dass Falk für seinen Fluss „E“, der die Ems darstellen sollte, was er aber aus Zeitgründen nicht mehr aufgeschrieben bekommen hat, Punkte bekommen hat. Er hat nämlich.

Fünf Punkte für ein \

Ems, my ass … Aber genug vom Spielen im Zug. Und soviel zum Gewohnten. Bald mussten wir nämlich aussteigen. Nach Dortmund, Bochum, Hamm, Essen und Duisburg (nicht zwingend in dieser Reihenfolge) mussten wir uns von unserem inzwischen beinahe lieb gewonnenen Bahn-Kellner trennen, der sich zum Abschied auch noch bereitwillig fotografieren ließ.

Unser Kellner (wenn man das im Zug überhaupt so nennt)

Dann waren wir in Düsseldorf. Und damit in der Fremde. Falk hat den Westen, also diesen richtigen Westen der Republik, hier schon einmal treffend charakterisiert. Er ist mir äußerst unsympathisch dieser Westen und ich kann beim besten Willen nicht verstehen, was man an ihm finden kann. Ich kann den Westen nicht leiden und als wir dann durch die Düsseldorfer Bahnhofshalle liefen …

Düsseldorf

… die eigentlich genauso aussieht, wie jede andere Bahnhofshalle jeder anderen größeren Stadt Deutschlands, kam ich mir trotzdem vor wie in einem anderen Land. Die Bedienung an der „heissen Wurst“ hat mich auch nicht verstanden, als ich – man muss ja in so einer Situation – noch ein Bier für die Restfahrt kaufte (im RE gibt es ja kein BordRestaurant und auch sonst nichts), aber das lag wohl eher daran, dass sie nun wirklich aus einem ganz anderen Land stammte.

Die \

Insgesamt fühlt ich mich schon wie ein rechter Abenteurer, als wir dann in den Wupper-Express einstiegen, um durch dieses fremde Land in die noch fremdere Fremde zu fahren. Wupper-Express. Der Name klingt schon so fremd. Er klingt so, wie die Gengend dort ist: Wupper. Wenn man das Wort etwas in die Länge zieht, dann bekommt man so ziemlich die Quintessenz dessen, wie sich jedes Wort in der Sprache, die man im Westen-Westen spricht, anhört. Und irgendwie benimmt man sich dort auch so, wie man Wupper ausspricht.

Wupper-Express

Mit dem Wupper-Express dann also über Mönchengladbach, Erkelenz, Neuss, Rheydt und Hückelhoven-Baal (das sich beim besten Willen nicht fotografieren lassen wollte, jedenfalls nicht mit Namensschild: ich habe es auf Hin- und Rückfahrt versucht!) und noch irgendwas (und bestimmt auch nicht in dieser Reihenfolge nach Geilenkirchen. Und auch endlich mit der Gewissheit, dass uns in Geilenkirchen jemand abholen würde, die Person nämlich, wegen der wir diese ganze Fahrt überhaupt erst angetreten haben. Vorher konnten wir uns da nämlich nicht so sicher sein … Aber letzten Endes wurde alles gut und irgendwann waren wir tatsächlich am Ziel, am anderen Ende Deutschlands und irgendwie auch am (anderen) Ende der Welt. Unserem Zuhause für die nächsten Tage: Willkommen in Süsterseel!

Unser Zuhause in Süsterseel